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Packwagen mit Serifenschrift (Detail AK Oybin)
Foto: Detail AK Oybin Scan vom Papieroriginal Slg Verf
Packwagen 1917, Werkfoto Görlitz
Möglicherweise grün mit gelben Verbandsanschriften, Langträger und Zierstreifen schwarz
Foto: Verkehrsmuseum Dresden [CC BY-NC-SA] FS 34997 (11.02.2023) Bildausschnitt: Verf.
Foto: Verkehrsmuseum Dresden gGmbH, Inv.Nr. FS 34997 Bildarchiv Waggonbau Görlitz Fotografie: zweiachsiger Gepäck-/Zugführerwagen (Außenansicht I), 1917

Packwagen

Allgemein

Die korrekte Farbe der Packwagen ist immer noch umstritten.

Theorie grau

In der mir bekannten Literatur habe ich noch nicht ein einziges Foto eines grauen (d.h. auf einem SW-Foto ziemlich hellen) Regelspur-Packwagen gefunden.
Da die Güterwagen mit ihrer Farbe aus gemischten Zügen hervorstechen, müsste grau eigentlich sichtbar sein. Wenn ich Packwagen als sächsisch identifizieren kann, dann sind sie jedoch dunkel.[z.B. SR6 S.5] Auf einer Fotovergrößerung im Dresdner Verkehrsmuseum sieht man einen Pw3 Sa 99 neben einem grauen Vierteklassewagen (später Civ Sa 94 oder ähnlich) mit Porzellanschild. Auch diese Personenzugpackwagen ist deutlich dunkler. Die Personenzugpackwagen hatten aber möglicherweise wieder eine andere Farbe.

Es gibt aber vereinzelt fotografische Hinweise auf graue Packwagen bei Schmalspurbahnen.

Theorie grün

Eine interessante Theorie eröffnet das Verzeichnis der Eigentumsmerkmale an Güterwagen von 1910, darin finden sich folgende Angaben:
Güterwagen: rotbraun mit weißen Anschriften
Eilgutwagen für Personenverkehr: grün mit gelben Anschriften

  [GWA1 S.27] [Diener(GW) S.20] [Diener(GW2) teilw! S.18]
Eventuell gab es nach Einführung der Verbandsanschriften eine Zweiteilung in
* Güter- und Schmalspurpackwagen wie Güterwagen rotbraun mit weißen Anschriften
* Personenzugpackwagen grün mit gelben Anschriften.
Das ist sehr spekulativ - erklärt aber Werkfotos mit anscheinend gelben (d.h. dunkler als weißen) Anschriften (s.u.).

Theorie braun

Dunkles Grün und Braun wirken auf Schwarzweißfotos nahezu gleich.[vgl. Diener (PW) S.14f] Für eine rationale Vorratshaltung wäre grün wie bei Loks und Postwagen naheliegend.

Die Güterwagen in Preußen und der ab 1910 eingeführten braunen Farbgebung des Staatsbahnwagenverbandes waren ausweislich zeitgenössischer Modelle im heutigen RAL 8012 "Rotbraun" lackiert. [Diener(GW) S.21-25] [Diener(GW2) S.21f] Ich finde es naheliegend, dass die K.Sächs.Sts.E.B. andernorts erprobte braune Güterwagenfarbe für ihre Packwagen kauften.

Die Anweisung des Maschinentechnischen Büro vom April 1921 an die Werkstätten:
..daß alle Personen- und Gepäckwagen den grünen Anstrich erhalten. Die in den Werkstätten vorhandenen braunen und grauen Farben sind aber zuvor aufzubrauchen. ... Die Schmalspurwagen sind vorerst davon ausgenommen. [Sächs. HStA Findbuch MtB Nr.30, zitiert in: Seku S.163]
deutet ebenfalls eine nichtgrüne Farbe der Packwagen an. Andernfalls hätte man sie nicht in dieser Form erwähnen müssen.

Mit der unten beschriebenen Farbuntersuchung am Wagen 1462 K ist dunkelbraun jetzt die wahrscheinlichste Farbe.

Eigentumsmerkmale 1911
Krone und Schriftform offenbar veraltet, aber interessante Farbangaben.
Die Angabe **) bezieht sich auf Abrechnungsformalitäten.
Bild: Alphabetisches Verzeichnis der Eigentumsmerkmale der Eisenbahngüterwagen
Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen, Berlin 1911
Scan vom Original Slg Verf.
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Bild: Alphabetisches Verzeichnis der Eigentumsmerkmale der Eisenbahngüterwagen, Berlin 1911
Packwagen 1462 K
Rekonstruierte dunkelbraune Farbe nach 2. Farbuntersuchung, Schriftfarbe in freier Anlehnung an Güterwagenschriftfarbe vor 1910 gestaltet
Foto: Matthias Altmann Mit freundl. Genehmigung vom 17. November 2021
Packwagen 1381 K
Überholte Gestaltung mit güterwagenrotbrauner Farbe entsprechend der 1. Farbuntersuchung am 1462 K, Schriftfarbe in freier Anlehnung an Güterwagenschriftfarbe nach 1910
Foto: Verfasser
Packwagen 1381 K
Rekonstruierte dunkelbraune Farbe nach 2. Farbuntersuchung, gelbe Verbandsanschriften nach Fahrdienstvorschrift von 1913
Foto: Matthias Altmann Mit freundl. Genehmigung vom 27. September 2023

Farbuntersuchungen Wagen 1462 K

Der zweiachsigen Schmalspurpackwagen 1462 K (Gattung 753) wurde 1889 in den eigenen Werkstätten der Staatsbahn gebaut und an die Staatsbahn geliefert - nicht etwa an die private Zittau-Oybin-Jonsdorfer Eisenbahn. [Seku S.180] Zwischen 1920 und 1930 wurde der Wagen ausgemustert und danach als Schuppen genutzt.

Erste Untersuchung

Der Wagen wurde 1990 braun angestrichen aufgefunden und eine erste Farbuntersuchung (an welchen Brettern?) ergab nach der grauen Grundierung / Spachtelmasse nur braune Farbschichten.[IVK-Zug S.6]

Dazu kann man im Buch zum Bertsdorfer IV K-Zug nachlesen:
Somit erhält der 974-112 die Farbgebung und Beschriftung, die baugleiche Fahrzeuge dieser Gattung bei ihrer Auslieferung an die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen trugen. Weiterhin orientierte man sich an Farbproben des zweiachsigen Gepäckwagens Gattung 753 in Oybin, welcher nur das Güterwagenbraun aufweist, was auf eine Zuordnung der Gepäckwagen zu den Güterwagen hinweist. [IVK-Zug S.6]

Zweite Untersuchung

Laut Martin Brendel wurde 2018 bei einer genaueren Untersuchung festgestellt, dass unter der braunen Farbe das Braungrün der DRG aufgebracht war und die rotbraune Farbe demnach erst später dazukam.

Am unteren Metallbeschlag der erhaltenen Stirntür fand sich unter dem DRG-Braungrün mit Resten der DRG-Aufschrift "Grünstädtel" dann tatsächlich noch eine dunkelbraune Farbschicht die dem zwischenzeitlich aus verschiedenen Richtungen nachgewiesenen Dunkelbraun der Personenwagen der 3.Kl. (m.E. auch anderer Klassen) entsprach. [DBM 4/19 S.15]
"Denn dadurch konnte ein letzter schmaler Bereich der Tür untersucht werden, der sich stets innerhalb der Stirnwand befand. Dieser schmale Streifen der Tür war durch die Stirnwand des Wagens immer gut geschützt und konnte auch bei einem Neuanstrich des Wagens ohne einen Ausbau der Tür nur schlecht erreicht werden. Und tatsächlich fanden sich auf diesem schmalen Streifen unterhalb der grünen Farbe noch Reste einer älteren Farbschicht. Und zwar in brauner Farbe in einem dunklen Braun, das dem Braun der Personenwagen der 3.Klasse sehr nahe kommt."[DBM 4/19 S.15]
Der Wagen wurde mit diesem dunkleren Braun restauriert und bekam gelbe Serifenanschriften analog zu den Güterwagen.
Packwagen mit Serifenschrift (Detail AK Oybin)
Foto: Detail AK Oybin Scan vom Papieroriginal Slg Verf
Pw4ü von 1909 mit (gelben?) Verbandsanschriften
Pw4ü von 1909 mit (gelben?) Verbandsanschriften
Foto: Verkehrsmuseum Dresden [CC BY-NC-SA] FS 39455 (11.02.2023) Bildausschnitt: Verf.
Foto: Verkehrsmuseum Dresden gGmbH, Inv.Nr. FS 39455 Bildarchiv Waggonbau Görlitz Fotografie: vierachsiger Gepäckwagen mit Zugführerabteil, Gattung PPü (Schrägansicht), 1909. Königlich Sächsische Staatseisenbahnen (K.S.St.E.B.)
Farbe der Anschriften laut FV 1913
Foto: Verf
Pw Sa 10 von 1913 mit gelben Verbandsanschriften
Pw Sa 10 von 1913 mit gelben Verbandsanschriften
Foto: Verkehrsmuseum Dresden [CC BY-NC-SA] FS 34647 (11.02.2023) Bildausschnitt: Verf.
Foto: Verkehrsmuseum Dresden gGmbH, Inv.Nr. FS 34647 Bildarchiv Waggonbau Görlitz Fotografie: zweiachsiger Gepäckwagen mit Zugführerabteil (Schrägansicht, Spurweite: 1435 mm), Privatbahnwagen, 1913. Königlich Sächsische Staatseisenbahnen (K.S.St.E.B.)
Packwagen mit Verbandsanschriften an der rechten (Kanzel-)Seite (AK Werdau)
Packwagen mit Verbandsanschriften auf der rechten (Kanzel-)Seite
Foto: AK Scan vom Papieroriginal Slg Robert Liebers

Anschriften

Zu den alten Anschriften vor 1910 gibt es nur wenige Fotos. Ein Foto eines Pw vom Unfall bei Oberrothenbach am 20.Mai 1889 [Unfälle S.21] lässt auf der rechten Wagenkastenhälfte die helle Aufschrift "K.Sächs.Sts.E.B." erahnen.
Auch ein Schmalspur-Zugbegleiterwagen in Oybin 1909 [SA_III S.126],
einer in Dippoldiswalde 1894/95 [Weißeritztalbahn S.133] und
einer in Burkhardswalde-Maxen 1910 [SA_IV S.80][IVK-Buch S.141]
zeigen die schattierte Schrift der gedeckten Güterwagen (siehe dort).

Ab etwa 1909 kann man auch bei den Packwagen den Übergang zu Verbandsanschriften erkennen.
Das Werkfoto des vierachsigen Packwagen PPü 5738 von 1909 [Görlitz S.66] zeigt erstmals Anschriften analog den Güterwagen der Verbandsbauart. Interessanterweise sind sie auf beiden Türen jeweils einmal angebracht.

Die gelbe Farbe der Anschriften belegen die sächsischen Fahrdienstvorschriften von 1913:
Pü gelb an den Seitenwänden unter der Wagennummer
PPü gelb an den Seitenwänden unter der Wagennummer
P gelb an den Seitenwänden unter der Wagennummer
Ppost gelb an den Seitenwänden unter der Wagennummer
[Fahrdienstvorschriften Nr.192 vom 15. Februar 1913 Anlage 16]
Laut Bildern waren die Verbandsanschriften einheitlich gefärbt.

Eine Werkzeichnung [VorbildUndModell] zeigt diese Beschriftung für die Pw Sa 10. Auch Aufnahmen des Pwg Sa 07 zeigen die neuen Anschriften. [z.B. SR4 S.25][Ansichtskarten1 S.112] Spätere Aufnahmen, z.B. der Pw Sa 10 auf dem Foto von 1913 [Görlitz S.67][Diener(PW2) S.29] zeigen ebenfalls diese Anschriften (nicht ganz weiß) und erkennbar dunklere (vmtl. schwarze) Langträger.
Schmalspurwagen von 1912 [WSSB1 S.180] auf Gothaer Werkfoto
Foto: Scan vom Papieroriginal Slg Verf
Packwagen 1919 bei Schrebitz mit republikanischen Anschriften
Foto: Fotograf Carl Ullrich Mügeln, aus der Sammlung von Günther Hunger, Oschatz.

Republikanische Anschriften

Republikanische Verbandsanschriften "Sächs.Sts.E.B. 1444K P" an einem Schmalspurwagen sind auf Fotos vom Unfall bei Schrebitz am 18. November 1919 überliefert.[SA_I S.43]